WPSI e.V.: Hilfsprojekt für die letzten indischen Tiger

Von Jens Wolters

Obwohl die Jagd auf indische Tiger seit 1970 gesetzlich verboten ist hat sich die Zahl der gestreiften Großkatzen weiter verringert. Die „Wildlife Protection Society of India“ (WPSI) arbeitet erfolgreich mit den indischen Forstbehörden zusammen und unterstützt die zahlreichen staatlichen Wildhüter, die im Kampf gegen Wilderer und Fallensteller mit primitivsten Mitteln fast täglich ihr eigenes Leben für den Schutz der vom Aussterben bedrohten Tiere riskieren.

Die Bilder imposanter Trophäenjagden bei denen Persönlichkeiten der gehobenen Bevölkerungsschichten mit elegant geschmückten Elefantenkarawanen durch den indischen Dschungel ritten und den Riesenkatzen nachjagten, sind uns speziell aus der britischen Kolonialzeit bestens bekannt. Ein Maharadscha – so heißt es – soll vor etwa fünf Jahrzehnten mit knapp 1.200 erlegten Tigern einen traurigen Abschussre-kord aufgestellt haben. Nachdem der Bestand der indischen Tiger von über 40.000 Tieren auf unter 2.000 gesunken war, erfolgte vor über 35 Jahren das durch die Re-gierung verhängte Jagdverbot.

Für die Bejagung der Tiere standen damals vielleicht die für Tierfreunde unerklärliche Freude an der Jagd selbst und der abschließende Besitz und die stolze Präsentation der Trophäe im Vordergrund. Trotz des Jagdverbots beherrscht heute eine so ge-nannte Wilderer-Mafia das Geschehen, die diese vom Aussterben bedrohten Tiger weiterhin illegal und systematisch fängt und erlegt, sämtliche Körperteile auf gehei-men Wegen an zahlungskräftige Kunden, selbst über Landesgrenzen hinaus, weiter-schmuggelt und aus reiner Profitgier minutiös vermarktet. Bei Gewinnspannen von teilweise über 900 Prozent ist es kaum verwunderlich, dass neben den begehrten Tierfellen auch Knochen, Organe, selbst Barthaare – u.a. in angeblich Potenz stei-gernden Mitteln – Verwendung finden. Während der Wilderer in Indien etwa 1.500 US Dollar für ein Tigerfell gezahlt bekommt, erzielt der Händler auf dem chinesischen Markt etwa 16.000 US Dollar für das gleiche Stück. Ein hochwertiges Tigerfell kann auf dem Schwarzmarkt sogar einen Preis von mehreren 10.000 US Dollar erzielen.

Die unter Vorsitz der mehrfach ausgezeichneten Tierfotografin Belinda Wright gelei-tete „Wildlife Protection Society of India“ (WPSI) führt seit Jahren einen erfolgreichen Kampf gegen die illegale Jagd nach den indischen Tigern. Die WPSI arbeitet eng mit der staatlichen Forstbehörde zusammen, deren Wildhüter in den Nationalparks und Schutzgebieten arbeiten. Meistens zu Fuß, ohne Schusswaffen, lediglich mit Bam-busknüppeln „bewaffnet“ patrouillieren diese Wildhüter auf der Suche nach Spuren von indischen Tigern und den mit Schusswaffen bewaffneten Wilderern, gegen die sie im Ernstfall kaum eine Chance haben. Die Wildhüter suchen nicht die offene und aussichtslose Konfrontation, sondern machen sich die ihnen bekannte Vorgehens-weise der oftmals erfahrenen Wilderer zunutze, die zunächst ein bestimmtes Gebiet nach den Tigern absuchen, anschließend versuchen eine Art Bewegungsmuster der Tiere zu erkennen, einen günstigen Fangort im Revier der Großkatze ausmachen und entsprechend mit einer Falle präparieren. Ebenso wie die schützenswerten Tiger hinterlassen auch die Wilderer bei ihrem illegalen Treiben und den dazu benötigten Vorbereitungen eindeutige Spuren, die von den gründlich geschulten Wildhütern er-kannt werden können. Ziel ist es, die Verbrecher praktisch auf frischer Tat zu über-führen, bevor ein Tiger zu Schaden gekommen ist.

Als Anreiz für ihre lebensgefährliche Arbeit als Wildhüter werden die hauptsächlich Männer und wenigen Frauen mit einem Betrag von etwa 100 Euro im Monat belohnt, wogegen sich viele Arbeiter in Indien mit etwa derselben Summe als ihren Jahres-lohn zufrieden geben müssen.

Jeder Wildhüter wird mit einer Grundausstattung – dem so genannten „Smart Patrol Kit“, bestehend aus einem Schlafsack, einer Trinkflasche, eine Verpflegungsbox, ei-ner aufladbaren Taschenlampe und einem „Erste-Hilfe“-Paket mit Verbandszeug so-wie einigen Medikamenten – für die Patrouillengänge im Dschungel ausgerüstet. In abgelegenen Gebieten sind diese Wildhüter z.B. in Gruppen von sechs Personen in zahlreichen kleineren Camps (so genannten „Protection Camps“) untergebracht, wo u.a. zusätzliche Medikamente bevorratet werden und eine Wasseraufbereitungsan-lage mit austauschbaren Filtern für die lebenswichtige Trinkwasserversorgung be-reitsteht.

Für das Jahr 2007 hat sich die in der niedersächsischen Stadt Braunschweig ge-gründete gemeinnützige Tierschutz-Stiftung Wolfgang Bösche für eine verstärkte Un-terstützung der Bemühungen der „Wildlife Protection Society of India“ ausgespro-chen. Der 42-jährige Stiftungsgründer und Vorsitzende Wolfgang Bösche sowie sei-ne Vorstandskollegen würdigten das Engagement der indischen Tierschützer und Wildhüter mit einem einstimmigen Votum für den Schutz der noch wenigen vom Aus-sterben bedrohten indischen Tiger. Großen Wert legte der Stiftungsvorstand wie im-mer darauf, dass die Spende ihrer Institution nicht in einen allgemeinen Spendenfond fließt, sondern gezielt für zurzeit dringend benötigte Ausrüstungsgegenstände oder wichtige Maßnahmen Verwendung findet.

Nachdem die deutsche Tierschutz-Stiftung Kontakt zu den indischen Tierschützern aufgenommen und ausgiebig Informationen recherchiert hatte, war man von der Se-riosität des Erfolg versprechenden, aber langjährigen Projekts überzeugt. Ms. Onkuri Majumdar, Projektleiterin bei der WPSI, erarbeitete einen detaillierten Plan für die Spende und schlug den deutschen Tierfreunden ein besonders wichtiges Projekt in der etwa 4.785Km² großen South Seoni Forest Division im zentralindi-schen Staat Madhya Pradesh vor. Dieses Gebiet stellt eine Art Verbindungskorridor für die in den beiden angrenzenden Schutzgebieten Pench Tiger Reserve und Kanha Tiger Reserve lebenden Tiger dar, steht ebenfalls unter Kontrolle der staatlichen Forstbehörde und ihrer Wildhüter und gilt bisher aber leider nur als eine Art Land-schaftsschutzzone. Trotzdem ist dieser Bereich gerade für junge Tiger interessant, die sich, nachdem sie groß genug sind und ihre Mutter verlassen haben, auf Wanderschaft begeben und sich ein eigenes Revier suchen. In den wenigsten Fällen sind diese unerfahrenen Jungtiger bereits in der Lage ausgewachsene und ältere Tiger aus ihren Revieren zu vertreiben, wodurch sie eher neue Reviere für sich erkunden und in Anspruch neh-men. Dieses Verhalten der Tiere versuchen auch die Wilderer erfolgreich auszunutzen. Sie verwenden in diesem Bereich illegale Fallen, die nur von zu Fuß patrouillierenden Wildhütern frühzeitig erkannt werden können.

Mit Hilfe einer ersten Spende von der Tierschutz-Stiftung Wolfgang Bösche konnte die WPSI insgesamt 42 Wildhüter mit den so genannten, für diese Patrouillengänge wichtigen „Smart Patrol Kits“ ausrüsten.

Tierfreunde, die die „Wildlife Protection Society of India“ ebenfalls gerne unterstützen möchten können sich unter der Internet-Adresse www.wpsi-india.org direkt über die-se Organisation informieren oder Kontakt mit der Tierschutz-Stiftung Wolfgang Bö-sche aufnehmen.

 
Kontaktanschrift:
Tierschutz-Stiftung Wolfgang Bösche
Fasanenstrasse 3
D – 38102 Braunschweig
Telefon: 05 31 / 34 22 88
eMail: info@tierschutzstiftung-boesche.de
Internet: https://tierschutzstiftung-boesche.de
Spendenkonto:
Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG
Bankleitzahl 200 300 00
Konto-Nummer:
72 00 777
Verwendungszweck:
WPSI Tiger Protection

 

Jeder Wildhüter wird mit einer Grundausstattung – so genannte „Smart Patrol Kit“, bestehend aus einem Schlafsack, einer Trink-flasche, eine Verpflegungsbox, einer aufladbaren Taschenlampe und einem „Erste-Hilfe“-Paket mit Verbandszeug sowie einigen Medikamenten – für die Patrouillengänge im Dschungel ausge-rüstet.Foto: © Nitin Desai / WPSI

Im Rahmen von Schulungen werden indische Wildhüter der staatlichen Forstbehörde vor ihren Patrouillengängen im Dschungel über die Praktiken der Wilderer und Fallensteller aufgeklärt.Foto: © Nitin Desai / WPSI

Zum Autor:
Jens Wolters ist seit mehr als 25 Jahren ehrenamtlich im Tierschutz aktiv, war u.a. über 10 Jahre Pressesprecher eines der größten Tierschutzvereine in Niedersachsen und Mitglied im Deutschen Presseverband (DPV) e.V. und ist Initiator der Internet-präsenz www.tierschutz-pressedienst.de