Universität Tübingen: Forschungsprojekt Mopsfledermaus

Untersuchungen zur Quartier- und Jagdökologie der Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) im Naturpark Schönbuch

Die Mopsfledermaus war bis vor etwa 40-50 Jahren in vielen Gebieten durchaus häufig. Heute wird diese Art in den Roten Listen als „Vom Aussterben bedroht“ geführt und genießt europaweit besonderen Schutz.

Im Raum Tübingen war die Mopsfledermaus letztmals vor rund 40 Jahren beobachtet worden. Im Jahr 2007 konnten im Verlauf einer Kartierung von Fledermäusen im neuen Bann-waldgebiet „Steinriegelhang“ bei Bebenhausen im Naturpark Schönbuch mehrfach Lautauf-nahmen der Mopsfledermaus gemacht werden. Die Mopsfledermaus lässt sich anhand ihrer Laute eindeutig identifizieren. Die akustischen Nachweise lassen vermuten, dass diese Art ihr früheres Verbreitungsgebiet in und um Tübingen wiederbesiedelt hat. Durch den Einsatz telemetrischer Methoden wird versucht, über noch unbekannte, aktuelle Quartiere Aufschluß zu erhalten. Hierzu werden Mopsfledermäuse mit Hilfe von Netzen vorsichtig eingefangen und mit einem kleinen Sender versehen, der in das Rückenfell geklebt wird und durch das Wachstum der Haare nach ca. drei Wochen von alleine wieder abfällt.

Portrait einer Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) (Bild: C. Dietz).
Großes Mausohr (Myotis myotis) mit in das Rückenfell geklebtem Sender (Bild: E. Müller)
Die vom Sender ausgesandten Signale können über eine Antenne aufgefangen und über die Lautstärke Richtung und Entfernung zum Tier festgestellt werden (Bild: K. Wallmeyer).

Anhand der vom Sender ausgesandten Signale können die Tiere zunächst mit dem Auto, dann auch zu Fuß verfolgt werden.

Unter günstigen Bedingungen im Freiland sind die Peillaute noch in einer Entfernung von mehreren Kilometern zu hören. Im Wald wird die Reichweite durch die Vegetation allerdings erheblich eingeschränkt und auf wenige Hundert Meter reduziert. Die Telemetrie ist eine seit Jahren auch bei Fledermäusen bewährte Methode, um vorher unbekannte Quartiere zu finden und/oder den Aktionsraum der besenderten Tiere zu bestimmen. Die Tiere, die Fluggeschwindigkeiten von 20-30 km/h erreichen, bei Nacht mit dem Auto auf oft schmalen Waldwegen zu verfolgen ist eine anstrengende, aber auch sehr spannende Sache.

Es hat sich gezeigt, dass Mopsfledermäuse tagsüber gerne abgeplatzte Rindenstücke als Versteck benutzen (Bild: E. Müller).

Die Mopsfledermaus bevorzugt als Tagesverstecke Spalträume, z.B. hinter Fensterläden und ähnlichen Strukturen an Gebäuden. Im Wald werden gerne abgeplatzte Rindenstücke als Quartier benutzt.

Man hofft, auch schwangere Weibchen fangen zu können und so Wochenstuben der Mopsfledermaus aufzuspüren. Das Auffinden dieser Quartiere als Teil einer größer angelegten Untersuchung über die Mopsfledermaus ist von großer Bedeutung, da nur so gezielte Maßnahmen zu deren Schutz und Erhaltung getroffen werden können.

Dieses von der Tierschutz-Stiftung Wolfgang Bösche unterstützte Artenschutzprojekt wird im Rahmen der wissenschaftlichen Staatsexamensarbeit der Biologie-Studentin Katrin Pflüger unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Ewald Müller an der Universität Tübingen (Fachbereich Bilologie, Zoologisches Institut, Abteilung ökologie der Tiere) durchgeführt.