Animals‘ Angels e.V.: Hilfe für die Esel auf Korfu: Die Eselrettungsstation

Das Leid der Esel als reine Nutztiere

Korfu ist die nördlichste der sieben ionischen Inseln Griechenlands und hat ca. 113.000 Inselbewohner. Hauptstadt ist Kerkira (Korfu-Stadt). Wirtschaftlich lebt Korfu vom Anbau von Oliven, Wein, Obst und vor allem vom Tourismus.

Und Korfu ist ohne Esel nicht denkbar. Rund 600 dieser Tiere leben und arbeiten hart auf der Insel, wo sie von den Bauern in der Landwirtschaft eingesetzt werden: Sie tragen die schweren Lasten bei der Olivenernte und transportieren Früchte und Brennholz.

Nach einem langem und anstrengendem Einsatz als reine Nutztiere haben die ausgedienten alten, kranken oder verletzten Esel für die bäuerlichen Familien keinen „Nutzwert“ mehr und werden in die Inselwildnis ausgesetzt, wo sie sich selbst überlassen jämmerlich vor Durst und Hunger krepieren.

Oder aber geldeinbringend an Tierhändler verkauft werden, die sie wiederum nach Süditalien zum Schlachten weiterverkaufen. Je nach Zustand bringt ein auf diese Weise abgeschobener Esel dem Besitzer einen Schlachtpreis zwischen 20 und 80 €.

Die Eselrettungsstation (Corfu Donkey Rescue)

Die Geschichte beginnt vor etwas mehr als 3 Jahren.

Die Engländerin Judy Quin entdeckt an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen beim Spazier-gang mit ihrem Hund an einer vielbefahrenen Straße eine herrenlose Eselstute mit einem losen Seil um den Hals. Sie ist krank, lahmt und macht einen verwahrlosten Eindruck.

Judy entschließt sich, der Eselin zu helfen und nimmt sie mit in das Hundeheim, in dem sie arbeitet. Einige Wochen später kommt eine weitere Eselin hinzu, ein Geschenk einer greisen Griechin, die sich nicht länger um den Esel kümmern kann.

Judy gelingt es schließlich, die beiden Esel an ein englisches Eselheim zu vermitteln.

Schnell spricht sich auf der Insel herum, dass da eine engagierte Engländerin ist, die sich um Esel kümmert.

Innerhalb weniger Monate leben bereits 22 Esel bei ihr: Aufgelesene, verstoßene Streuner, kranke und alte Tiere.

Nach einem ersten, notdürftig eingerichteten und von den Nachbarn nicht geduldeten Quartier zieht Judy im Mai 2005 mit ihren geretteten Eseln um nach Kavrolimni, wo sie das Corfu Donkey Rescue (CDR), die Eselrettungsstation für die Esel auf Korfu gründet.

Dort fanden seither 99 Esel eine neue Bleibe: Gebrochene Beine werden geschient, Wunden versorgt und aus Eselwracks wieder lebensfrohe Tiere. 54 von Ihnen wurden inzwischen an sichere Plätze vermittelt, wo sie weiter versorgt werden. 41 Esel sind derzeit noch in der Obhut des CDR.

Animals`s Angels unterstützt das Corfu Donkey Rescue

Animals`Angels unterstützt Judy in ihrer Rettungsarbeit für die Esel.

Regelmäßig fahren Helfer von Animals`Angels nach Griechenland, um bei der Versorgung der Esel zu helfen.

Veterinärmedizin für Pferde und Esel ist auf Korfu ein Problem. Es mangelt an gut ausgebildeten Fachtierärzten. Die Ausbildung der Tiermediziner konzentriert sich an den Bedürfnissen der Haustierbesitzer, die im Gegensatz zu den armen Bauern über das nötige Geld verfügen, Rechnungen zu bezahlen.

Mangels Ausbildung und technischem Equipment – z.B. fehlt ein Röntgengerät – können Verletzungen wie Knochenbrüche oft nicht richtig diagnostiziert und behandelt werden.

Animals`Angels entsendet deshalb jede Woche sowie bei akutem Bedarf eine Tierärztin, die aus Thessaloniki anreist, ins Corfu Donkey Rescue und bezahlt die Arztrechnungen.

Helferin mit Esel

Mangels Hufpflege müssen jedes Jahr viele Esel an den Folgen von Gelenk- und Rückenschmerzen sterben, weil die Bauern nicht in der Lage sind, einen Schmied zu bezahlen.

Das Corfu Donkey Rescue schickt deshalb regelmäßig einen Schmied dorthin, wo die Esel sind. Animals`Angels bezahlt den Schmied für seine Behandlung, an der sich die Bauern mit mindestens 5 Euro beteiligen müssen.

Das von Judy Quin betriebene Corfu Donkey Rescue verfolgt zusammenfassend somit folgende Aufgaben:

  • Rescue Station: Medizinische Hilfe für alte, kranke und verletzte Esel in der Station sowie Unterbringung nicht mehr vermittelbarer Tiere.
  • Outreach Clinic: Aufsuchende Veterinärversorgung für Bauern und Eselhalter
  • Training: Unterricht und Schulung für Bauern und Eselhalter zum richtigen Umgang mit Eseln

Rehabilitation für Esel

Von den ca. 600 Eseln auf Korfu gingen jährlich bis zu 100 auf Schlachttiertransporte nach Italien, so dass ständig neue Esel gezüchtet wurden bzw. die „alten“ Tiere nicht mehr gepflegt, sondern auf den Transport geschickt wurden, oft mit gebrochenen Gliedern.

Dadurch, dass der Esel-Verbrauch drastisch gesenkt werden konnte, ist auch die Zahl der Tiere für den Schlachttransport radikal zurückgegangen.

Wie die Tierschutz-Stiftung Wolfgang Bösche hilft

Das Corfu Donkey Rescue befindet sich noch im Aufbau; hier werden die ausgesetzten alten und kranken Esel von Judy Quin und ihren Mitarbeitern aufopferungsvoll gepflegt und versorgt.

Aufmerksam geworden durch einen ausführlichen Bericht von Animals`Angel über die Eselrettungsstation (Infobrief 03.2006) sowie eigener, zufälliger Beobachtungen während eines Urlaubes von Wolfgang Bösche und Iris Roth auf der Insel Korfu von am Wegesrand offensichtlich herrenlos und vernachlässigt herumstehender Esel hat sich der Vorstand der Tierschutz-Stiftung dazu entschlossen, die Eselrettungsstation in ihrer Arbeit zweckgebunden zu unterstützen.

Herr Bösche nahm hierzu Kontakt mit Animals´Angels, Herrn Michael Blanke auf, und es wurden gemeinsam verschiedene Möglichkeiten einer Unterstützung besprochen.

Im Vordergrund sollte eine praktische, sofort spürbare und nachhaltige Hilfestellung stehen.

Herr Blanke berichtete, dass das Donkey Rescue momentan vor folgende, zwei Problemen steht:

1. Wasserversorgung
Im Sommer mussten unzählige Wassereimer zu den Eseln gebracht werden; das CDR verfügt zwar über Weiden, die im griechischen Sommer jedoch schnell vertrocknen und keinen eigenen Wasserlauf haben. Das mühevolle Schleppen der Eimer verschlang außer der reinen Körperkraft auch sehr viel Zeit, die für die Esel an anderer Stelle besser hätte eingesetzt werden können. Die Tierschutz-Stiftung hat daher einen Betrag von 2.500,– € zur Verfügung gestellt, mit dem eine neue Pumpe/Wasserbehälter und Anhänger gekauft werden konnten. Die alte, geliehene Pumpstation musste Frau Quin zurückgeben. So kann das Wasser leicht aufgenommen und zu den durstigen Tieren gebracht werden.

Wasserversorgung

2. Tiertransport
Frau Quin wird häufig zu liegenden, verletzten oder alten Tieren geführt, die vor Ort für eine Behandlung aufgerichtet oder für den Transport zum Tierarzt oder in die Station auf einen Anhänger verladen werden müssen. Bisher starben solche Tiere einfach am Wegesrand. Die Tierschutz-Stiftung ermöglichte durch einen weiteren Förderbetrag von 1.500,– € die Anschaffung eines tragbaren, zusammenklappbaren Hebekranes (Portable Rescue Hoist), der mit dem Auto zu den Tieren gebrachte werden kann.