BUND e.V.: Das Grüne Band

Das Grüne Band – Rückgrat der Biodiversität in Deutschland

Das Grüne Band – einst unüberwindbare Grenze zwischen der ehemaligen DDR und der BRD – ist heute der bedeutendste Biotopverbundkorridor in Deutschland.

Im zweifelhaften Schutz der unmenschlichen Grenzanlagen bekam die Natur eine über 30-jährige Atempause. Der einstige, streng bewachte Todesstreifen entwickelte sich für die Natur als Lebenslinie, als einzigartiger Rückzugsraum für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten, das heutige Grüne Band. Auf einer Länge von 1.393 km zieht es sich einmal quer, von Nord nach Süd durch Deutschland.

Als „grünes Rückgrat“ trägt es als ein Leuchtturmprojekt für den Schutz der Artenvielfalt nationale Verantwortung für den Erhalt der Biologischen Vielfalt in Deutschland. 1.200 bedrohte Arten, die auf der Roten Liste stehen, haben hier einen Rückzugsraum gefunden. Die verschiedensten Lebensräume wie Busch- und Waldparadiese, Feuchtgebiete, Magerwiesen und Heiden sind eng miteinander verzahnt, was diesen besonderen Biotopverbund als einzigartig auszeichnet.

Lückenschluss

Der Biotopverbund Grünes Band ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Tiere und Pflanzen die Chance bekommen, neue Lebensräume zu erobern und ihre Populationen stabil und gesund bleiben.

Doch das Grüne Band ist nicht mehr intakt. Auf 13 Prozent seiner Fläche ist es durch Straßen, Siedlungen und vor allem intensive Nutzung beeinträchtigt. An vielen Stellen zerschneiden Äcker und Intensivgrünland diesen einzigartigen Wanderkorridor bedrohter Pflanzen und Tiere. Insgesamt klaffen 26 große „Löcher“ im Grünen Band. Manche von ihnen sind mehr als 20 Kilometer lang.

Ackernutzung auf Flächen im Grünen Band © Ute Machel

Durch das Projekt „Lückenschluss Grünes Band“ (Start im August 2012 und ausgelegt auf die Dauer von sechs Jahren, gefördert vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit) sollen modellhaft bestehende Lücken entlang dieser Lebenslinie verkleinert und, wo möglich, geschlossen werden. Dadurch möchte der BUND seinem großen Ziel, der Wiederherstellung eines lückenlosen knapp 1.400 Kilometer langen, zusammenhängenden Biotopverbundes als Hot Spot der biologischen Vielfalt ein Stück näher kommen.

Erfolge

Ein wesentlicher Baustein bei der Sicherung des Grünen Bandes für den Naturschutz ist der Erwerb von Flächen. Nur wenn die Flächen eigentumsrechtlich gesichert sind, kann eine dauerhafte naturschutzgerechte extensive Bewirtschaftung, wie z.B. späte Mahd, keine Düngung oder das Stehenlassen von Randstreifen garantiert werden.

Braunkehlchenhabitat © Ute Machel

Eine Art, die zwingend auf eine extensive Nutzung angewiesen ist das Braunkehlchen, der Charaktervogel des Grünen Bandes. Das Braunkehlchen ist eine bodenbrütende Art, die Offenlandflächen mit höheren überstehenden Gräsern oder Stauden im Randbereich aufsucht und erst recht spät (im Juni) zum Brüten ansetzt. In weiten Teilen Norddeutschlandes ist der Bestand der Braunkehlchen in den letzten 20 Jahren erheblich dezimiert worden oder sogar ganz zusammengebrochen, was maßgeblich auf die immer stärkere Intensivierung der Landwirtschaft zurückzuführen ist. In Sachsen Anhalt ist der Bestand lange noch stabil gewesen, wobei die am dichtesten besiedelten Regionen im Norden Sachsen-Anhalts im Altmarkkreis Salzwedel lokalisiert wurden. Aktuell siedeln in der westlichen Altmark noch 5% der bundesweiten Braunkehlchen-Population, doch auch hier ist ein Rückgang in den letzten Jahren zu beobachten.

Es besteht dringender Handlungsbedarf. Die Fortpflanzungsperiode des Braunkehlchens fällt in einen Zeitraum konzentrierter Grünlandnutzung. Selbst bei extensiver Bearbeitung (nur einmalige Mahd) können Bruten verloren gehen, wenn diese vor Mitte Juli einsetzt.

Ein gezielter Flächenerwerb und Nutzungsabstimmungen mit den bewirtschaftenden Landwirten stellen das Erfolgsrezept zur Stabilisierung der Braunkehlchenpopulation dar.

Hierzu wurde in den letzten beiden Jahren, neben dem sukzessiven Flächenerwerb im Bereich des Grünen Bandes, ein Monitoring der Braunkehlchenbruten durchgeführt. Die praktischen Schritte zum Schutz der identifizierten Brutplätze wurden durch häufige Kommunikation mit den Flächennutzern eingeleitet. Das führte dazu, dass sich bereits im ersten Jahr in einzelnen Abschnitten der Bruterfolg verdoppelte.

Unterstützung durch die Wolfgang Bösche Stiftung
Bewirtschaftungsabstimmung mit Landwirt im Gelände © Ine Pentz

Mit Hilfe der Tierschutz-Stiftung Wolfgang Bösche kann eine weitere Fläche für den Naturschutz gesichert werden, sodass im nächsten Jahr auf dieser Fläche konkrete Vorgaben zur Braunkehlchen freundlichen Bewirtschaftung festgelegt werden können. Gleichzeitig wird durch diese Unterstützung eine weitere Lücke im Grünen Band entscheidend verkleinert. Dafür sagen wir Vielen Dank!

Nähere Informationen finden Sie auf der Internetseite www.bund.de