Mellifera e. V.: Ansiedlung von Bienen in lebenden Bäumen

Ansiedlung von Bienen in lebenden Bäumen Der weltweite Zustand der Bienen ist alarmierend: Ohne den ständigen Einsatz von Arzneimitteln würden die Bienen zu Grunde gehen und zudem an vielen Orten ohne die regelmäßige Gabe von Zuckerwasser verhungern. Neben der Verschleppung globaler Bienenkrankheiten und einem schwindenden Angebot von Blühpflanzen trägt auch eine zu intensive Form der Haltung zu diesem Problem bei. An der Lehr- und Versuchsimkerei Fischermühle haben wir ökologische Alternativen entwickelt, die sich an den natürlichen Bedürfnissen des Bienenvolks orientieren und intensive Eingriffe in das Bienenvolk vermeiden.

Die Imkerei ist als Demeter-Betrieb zertifiziert und dient Lehr- und Forschungszwecken: Sie ist auf die Aus- und Weiterbildung von Imkern sowie die Organisation von Veranstaltungen spezialisiert, die einer breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit gibt, positive Erfahrungen mit den Bienen zu sammeln. Gleichzeitig werden durch wissenschaftliche Untersuchungen und breit angelegte Versuche die Grundlagen dafür geschaffen, dass Bienen in einer Art gehalten werden können, dass die Stärkung der langfristigen Bienengesundheit im Vordergrund steht. Die Produktion von Honig ist diesen Zwecken nachgeordnet.

Träger der Imkerei Fischermühle ist der gemeinnützige Verein Mellifera e. V., der über Deutschlands Grenzen hinaus als Pionier der ökologischen und wesensgemäßen Bienenhaltung bekannt ist. Seit über dreißig Jahren setzen wir uns für den Schutz der überlebenswichtigen Honigbienen ein und haben bereits eine Vielzahl von deutschlandweiten Initiativen und Netzwerken wie das „Netzwerk Blühende Landschaft“ (http://www.bluehende-landschaft.de/), das „Bündnis zum Schutz der Bienen“ (http://www.mellifera.de/bienen-schuetzen) und „Bienen machen Schule“ (http://www.bienen-schule.de/) initiiert, die an verschiedenen Stellen ansetzen, um die Situation der Bienen nachhaltig zu verbessern und insbesondere auch bei Kindern und Jugendlichen Begeisterung für die Bienen zu wecken.

Im Oktober 2015 haben wir mit Unterstützung der Tierschutzstiftung Bösche ein Projekt zur Wiederbelebung der alten Tradition der Waldbienenhaltung (Zeidlerei) gestartet. Zeidlerei ist die Haltung von Bienen in Bäumen und gilt als die naturnaheste Form der Bienenhaltung, die derzeit bekannt ist. Sie war im Mittelalter überall in Europa verbreitet, heute wird sie nur noch ganz vereinzelt in Russland und Polen betrieben. Uns fasziniert die Zeidlerei, weil sie nachhaltigen Naturschutz, Waldwirtschaft und eine extensive Bienenhaltung verbindet und wir durch begleitende Forschung unser Verständnis vom Bienen verbessern können.

Im Rahmen eines viertägigen Kurses im April 2016 wurden fünf alte, großstämmige Bäume, die wir vorher mit dem heimische Förster ausgewählt hatten, mit einer speziellen Sägetechnik ausgehöhlt (was den Bäumen nicht viel ausmacht) und mit Bienenvölkern besiedelt. Ein ausführlicher Bericht über den Kurs ist auf der Mellifera-Webseite zu finden. Auch das SWR-Fernsehen berichtete darüber, wie Imker aller Couluer dem Ruf zum Ursprung folgten.

Unsere Waldbienenvölker wollen wir in den nächsten Jahren beobachten und ihre Entwicklung wissenschaftlich begleiten. Wir gehen davon aus, dass wir dadurch neue Erkenntnisse über die natürlichen Bedürfnisse und die Überlebensfähigkeit der Bienen in der freien Natur gewinnen werden. Langfristig wollen wir durch das Projekt die Widerstandsfähigkeit und Vitalität der Bienenvölker erhöhen und die Anpassungsfähigkeit der Bienen an Umweltveränderungen stärken.

Wir danken der Tierschutz-Stiftung Wolfgang Bösche für Ihre großzügige Unterstützung!

(Fotos: Mellifera e. V. und Dorothea Scheidl-Nennemann)

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